Idee des Skulpturenwegs

Die erste Idee eines Skulpturenwegs geht auf Norbert Bauer zurück, den kreativen Kopf und Konzeptkünstler, der das Kunsthaus Langenberg e.V. 1993 gegründet hat und leider 2017 viel zu früh verstorben ist. Mit Norbert Bauer sind viele bekannte Kunstprojekte entstanden, wie die Kunstsammlung „Die Grundsteinkisten“, „Tuchfühlung 1“  (Segel im Bach), „Tuchfühlung 2“ (Körperkonturen), „Ruhratolle“, um nur einige bedeutende Projekte und Aktionen zu nennen.

Das Team des Kunsthauses hat nun die Idee des Skulpturenwegs aufgegriffen. So entsteht derzeit In Velbert-Langenberg ein Skulpturenweg unter dem Titel „Skulpturenwege Langenberg“, der Kunst, Kultur und Historie verbindet und erlebbar macht. Im Einvernehmen mit der Stadt Velbert und den Technischen Betrieben realisiert das Kunsthaus Langenberg die Umsetzung einer 2 km langen Route von der „Sambeck“ im Westen der Altstadt, entlang des Hardenberger Baches, durch die Altstadt, entlang des Deilbachs, bis hin zum „Stillen Park“ im Süden. Bestehende Kunstprojekte und Kunstorte, wie zum Beispiel Kunstsammlung „Die Grundsteinkisten“ im Wandelgang des Bürgerhaus, die „Segel am Hardenberger Bach“, das ALLDIEKUNST-Haus, die Eventkirche und im Altstadtkern bestehende Skulpturen, Galerien und Ateliers, werden mit einbezogen.

Um wechselseitige Effekte zu schaffen, ist auch geplant, den Neanderlandsteig über die Entdeckerschleife an die „Kunstwege“ anzuschließen. Durch zukünftige regelmäßig wiederkehrende Ausstellungen im öffentlichen Raum wird der Skulpturenweg ergänzt.

Zielsetzung

Langenberg war einst eine der wohlhabendsten Städte Deutschlands. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt mit der Textilindustrie und mit bedeutenden Erfindungen zur Veredlung von Seide eine wirtschaftliche Blütezeit, in der viele stattliche Villen entstanden sind, die noch heute das Stadtbild zusammen mit der Fachwerkarchitektur prägen. Im 20. Jahrhundert erlebte die Stadt im Zuge der Globalisierung und der Massenproduktion einen Niedergang seiner Industriekultur und entwickelte sich immer mehr zu einer Wohnstadt ohne ausgeprägtes gesellschaftliches und kulturelles Leben. Das änderte sich nach der Eingliederung von Langenberg in die Stadt Velbert. Die Bürger wurden aktiv und kämpften erfolgreich für den Erhalt und die Restaurierung der Historischen Altstadt. Zugleich gab es Aktivitäten, die Kulturstätten des Stadtteils wieder zu beleben oder der Kunst eine besondere Bedeutung einzuräumen. So entstand die „Bücherstadt“ mit Antiquaren und das Kunsthaus Langenberg e.V. mit eindrucksvollen Kunstprojekten.

In dieser Tradition hat sich das Kunsthaus mit dem neuen Projekt „Skulpturenwege Langenberg“ zum Ziel gesetzt, der Gegenwartskunst in der Stadt einen Darstellungsraum zu geben, um dem/der Betrachter/in einen niederschwelligen Zugang zur Kunst zu ermöglichen.

Der geplante Skulpturenweg soll zusammen mit bestehenden Kunst- und Kulturstätten einen eigenständigen Akzent für Langenberg setzen, ohne die eigene Kultur aufzugeben. Zugleich soll er einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Entwicklung mit einer nachhaltigen Wirkung leisten.

Mit der Verbindung der einzelnen Elemente aus bestehenden und neuen Skulpturen zu einem erlebbaren Skulpturenweg wird ein für die Region einzigartiger „Kulturraum“ geschaffen, der den Charakter von Langenberg für die Einheimischen, aber auch für die Besuchenden noch stärker wahrnehmbar und erlebbar macht.

Dabei sollen drei Prämissen das Konzept des Skulpturenwegs prägen:

  • Der Charakter der Historischen Altstadt muss nicht nur gewahrt, sondern auch betont werden.
  • Die Geschichte der Industrie- und Kulturlandschaft muss sich widerspiegeln.
  • Der Besucher soll Muße, Rastplatz und Gedankenvielfalt finden.

Auswahl der Künstler

Bei der Auswahl der Künstler sollen nachfolgende Kriterien berücksichtigt werden, von denen mindestens ein Kriterium zutrifft:

  • Sowohl professionelle, national und international anerkannte Künstler/innen, als auch zeitgenössische Nachwuchskünstler/innen mit Ausbildung an renommierten Instituten,
  • Künstler/innen, die schon an Projekten wie „Grundsteinkisten“, „Tuchfühlung 1 und 2“ mitgewirkt haben,
  • Künstler/innen, die die gewachsene Struktur des Stadtteils (städtebaulich, historisch, kulturell) in ihren Werken aufnehmen.

Es würde die Attraktivität und den Bekanntheitsgrad des Skulpturenwegs um ein Vielfaches erhöhen, wenn es gelänge, eine oder mehrere Leihgaben von Kunstwerken national oder international bekannter Künstler/innen für den Skulpturenweg zu gewinnen.

Auswahl der Standorte

Die Auswahl der Standorte für neue Skulpturen erfolgt in Abstimmung mit den Künstler* und den Kuratoren und in Abstimmung mit den jeweiligen Grundstückseigentümern. Wenn möglich, sollte ein Bezug der Skulptur zum Standort bestehen oder hergestellt werden können. Zentrale Plätze gehören der Öffentlichkeit.

Zeithorizont
Die Ausstattung mit Kunstwerken erfolgt in Etappen und wird sich je nach Anzahl gewonnener Künstler* und den gebotenen Finanzierungsmöglichkeiten – über mehrere Jahre erstrecken.

Der differenzierte Ansatz zwischen permanenter und temporärer Ausstellung wird darüber hinaus die sukzessive Erweiterung des Skulpturenwegs ermöglichen. Er bietet die Möglichkeit, Entwicklungen in der Kunst zu partizipieren, den Nachwuchskünstler/innen eine Plattform für ihre Arbeit zu geben. Dadurch ergibt sich aus einem rein statischen ein dynamischer, anpassungsfähiger Ansatz, der zwingend zur Nachhaltigkeit des Projektes führt, weil er „neugirig macht“, indem der Skulpturenweg den sich entwickelnden Zeitgeist in seine Zielsetzung aufnimmt. Der Skulpturenweg erhält einen biennalen Charakter.

Gedanken zum Projekt „Skulpturenweg im urbanen Raum“

Die Idee eines Skulpturenweges im Urbanen Raum, dessen Charakter und Individualität durch die Integration künstlerischer Objekte geprägt sein soll, muss eine Motivation besitzen, die aus der Kunst selbst sich erschließt. Zu häufig wird die Kunst nur als Mittel zum Zweck entfremdet, wie zum Beispiel in zahlreichen »Kunst am Bau«-Projekten, bei denen die Kunst allein als dekoratives Beiwerk ästhetische Mängel nachträglich beseitigen soll. Auch verlangt die in den letzten Jahren zu verfolgende Anhäufung von mehr oder weniger qualitätsvollen Kunstprojekten im Öffentlichen- wie im Naturraum eine durchdachte Konzeption eines solchen neuen Projektes. Nur so wird eine nachhaltige Wirkung von dem Vorhaben ausgehen.

Der Skulpturenweg soll einen eigenständigen Akzent setzen, der sowohl traditionelle Bindung, als auch zeitbezogene Ausdrucksfähigkeit des heutigen Menschen dokumentiert und diese Charakterzüge in einer unaufdringlichen, aber eindeutigen Form in die Charakteristik (gewachsene Struktur) der Stadt integrieren. Durch die Akzentuierung mit künstlerischen Merkzeichen, Installationen und Skulpturen und die damit verbundenen Aktivitäten und Aktionen soll er den Charakter eines Kulturwanderweges erhalten. Aufgabe ist es, durch eine sensible und vorsichtige Integration der künstlerischen Arbeiten eine Atmosphäre zu schaffen, die eines „Wanderweges“ gerecht wird. So sind drei Prämissen zu beachten, die das Konzept des Skulpturenwanderwegs prägen sollen:

  1. Das Städtebauliche muss nicht nur gewahrt bleiben, sondern auch betont werden.
  2. Die Geschichte der Kulturlandschaft und der Menschen muss sich widerspiegeln.
  3. Der Besucher/in soll Muße, Rastplatz und Gedankenvielfalt finden.

Welche Möglichkeiten hat die heutige Kunst, diesen Forderungen nachzukommen? Kann auch die Kunst selbst durch die Anlage eines solchen „urbanen“ Wanderwegs neue Akzente erhalten? Oft erscheint die heutige Kunst dem interessierten Laien abgehoben und nur einer kleinen Elite zugänglich. Die Angst, dass dies sich auch auf dem hier zu konzipierenden Skulpturenweg zeigen kann, ist bestimmt bei manchem vorhanden. Zunächst muss gesagt werden, dass seriöse und qualitätsvolle Kunst immer und zu jeder Zeit auch von dem Betrachter verlangt, sich in sie einzudenken und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Die Vielfältigkeit der Ansätze der heutigen Kunst – der Pluralität unserer Welt angeglichen – macht es aber häufig schwer, einen eigenen Zugang zu erlangen. Deshalb muss auch hier über didaktische Möglichkeiten nachgedacht werden, die Kunstwerke dem / der Besucher/in zu vermitteln. Aber über diese Notwendigkeit hinaus, die noch zu betrachten ist, besitzt die Zeitgenössische Kunst genügend Ausdruckskraft, um aus sich heraus zu wirken und sich mitzuteilen.

  1. Die Vielschichtigkeit heutiger Kunstströmungen bildet eine hervorragende Voraussetzung für die Konzeption des Skulpturenwanderwegs: Ökologische Kunst bis zur Land Art, soziologisch-integrative Ansätze bis zur Handlungsskulptur, Licht- und akustische Kunstwerke bilden ein abwechslungsreiches wie sinnlich orientiertes Spektrum von Möglichkeiten, die weiter oben formulierten Prämissen anschaulich und erlebnisintensiv zu erfüllen.
  2. Die gewachsene Struktur der Stadt ist immer durch den Menschen geformt und als Teil der menschlichen Kultur zu definieren. Die vom Menschen erschaffene Kunst wiederum bildet den freien, ungebundenen Zugang des menschlichen Geistes zu seiner Umwelt über die Formkraft seiner unterschiedlichen sinnlichen Kanäle. Beide Seiten des menschlichen Kulturausdrucks zu verbinden und in Einklang zu bringen, heißt, einen integrativen Ansatz zur Veranschaulichung menschlicher Kulturfähigkeit anzustreben.
  3. Die Kunst auf diese Weise in die Stadt zu stellen, löst sie von allem Aufgesetzten und Gekünstelten und gibt ihr einen Darstellungsraum, der sie zu ihren Ursprüngen zurückführt. So werden die Kunstwerke nicht zu einer zwanghaften Vergewaltigung der Stadt führen, sondern im Gegenteil zu einer intensiven Zwiesprache.
  4. Für den Besucher/in bringt die Begegnung mit den so integrierten Werken der Kunst ein ganz eigenes Moment der assoziativen und freien Auseinandersetzung: Kunst als eingebundener Teil der Stadt, als Teil einer ganzheitlichen Erfahrung, die zu durchaus neuen Wahrnehmungs- und Verständnisebenen führen kann.

Es muss betont werden, dass den Künstlern selbst die letzte Entscheidung der Ortswahl vorbehalten sein muss. Ihre Ungebundenheit darf nur durch Unumgängliches eingeschränkt werden. Je mehr Freiheit die Künstler erhalten, umso eindeutiger und qualitätsvoller werden die künstlerischen Arbeiten ausfallen.

Entscheidend ist ein gelungener Einstieg in den Skulpturenweg. Die Sambeck steht für einen idealen Startpunkt. Dieser Ort ist historisch gesehen, der Ausgangspunkt für den wirtschaftlichen Aufstieg Langenbergs. Von hier ergibt sich eine Blickachse über das Bürgerhaus zum Senderwald. Ideal für einen „Brückenschlag“.